Mie Bio-Teegarten der Familie Hayashi

JAPAN: MIE BIO-TEEGARTEN DER FAMILIE HAYASHI

Gegründet von Bio-Pionier Iwao Hayashi wird der Teegarten heute in zweiter Generation von seinem Sohn Kimihiko Hayashi geführt. (Trotz der Namensgleichheit ist die Familie übrigens nicht verwandt mit der Teegarten-Familie von Shutaro Hayashi in Kirishima.)

Iwao und Kimihiko Hayashis Teegarten befindet sich in der Präfektur Mie, etwa 100 Kilometer südöstlich von Kyoto in Richtung der Meeresküste. In einer von Bergen und großen Flüssen geprägten Gegend liegt dort der rund neun Hektar große Teegarten der Hayashis in einem kleinen Dorf, umringt von Hügeln. In Mie wird bereits seit über 800 Jahren Tee angebaut. Die ersten Teesamen stammten damals aus Kyoto.

Kimihiko Hayashi (links) und sein Vater Iwao Hayashi, 2023

Iwao Hayashi – Pionier des Biotee-Anbaus

Iwao Hayashi, der Gründer des Bio-Teegartens, Mai 2013

Iwao Hayashi gilt als Pionier des Bioanbaus in Japan. Bereits Ende der 1970er-Jahre folgte er seinen Idealen und stellte auf eine ökologische Anbauweise um. Davor setzte auch er, wie von der landwirtschaftlichen Genossenschaft unaufhörlich propagiert, Pestizide ein. Damit plagten ihn trotz Schutzanzug, Handschuhen und Atemmasken so furchtbare Kopfschmerzen, dass er dachte, sein Kopf würde platzen. Iwao Hayashi konnte sich nicht vorstellen, dass solche Chemikalien wirklich notwendig sind, und stellte als einer der Ersten in der Region auf biologischen Anbau um.

Er stieß damit bei seinen Nachbarn auf Spott und Verachtung, ließ sich aber nicht beirren und folgte seinen Überzeugungen. Gleich mit Einführung des japanischen Bio-Zertifizierungs-Systems yuki-JAS ließ Iwao Hayashi den Teegarten und die Verarbeitung auch zertifizieren. Noch heute überzeugen die Grüntees der Familie nicht nur im Geschmack, sondern strahlen auch den Pioniergeist von Iwao Hayashi aus.

Teebegeistert seit bald achtzig Jahren

Schon als Schulkind interessierte sich Iwao Hayashi sehr für Tee. In der fünften Klasse baute er bei einem Forschungsprojekt einen Schaukasten, indem man durch eine Glasscheibe die Teepflanzen bei der Wurzelbildung beobachten konnte. Später kontaktierte der wissbegierige Schuljunge das Teeforschungsinstitut in Shizuoka, um anzufragen, wie viele Teestrauchsorten es denn gäbe. Die Antwort, dass es rund 200 verschiedene Strauchsorten gäbe, hat ihn tief beeindruckt. Als Schüler fing er an, nebenbei in einer Teefabrik zu arbeiten. Später produzierte er mit einem winzigen 0,3 Hektar großen Feld in einer Tee-Gemeinschaftsfabrik mit. Natürlich konnte er seinen Lebensunterhalt damit nicht verdienen und baute auch Reis an und hatte Nebenjobs.

Teeherstellung in den 1950- und 60er-Jahren

Damals wurde noch überwiegend mit der Hand geerntet. Die Schichten begannen bei Sonnenaufgang, damit so viel wie möglich geschafft werden konnte. Auch in der Teefabrik waren die Kapazitäten noch ganz anders als heute. Um täglich 100 Kilogramm produzieren zu können, wurde rund um die Uhr in zwei 12-Stunden-Schichten gearbeitet. Zwischendurch musste Holz gehackt werden, um die Maschinen zu befeuern.

Der Traum vom eigenen Betrieb wird wahr

Mit 28 Jahren konnte sich Iwao Hayashi den Traum eines eigenen Teegartens und einer eigenen Teefabrik erfüllen. Er erinnert sich noch an den magischen Moment, als er mit dem Bagger seines Schwagers über die Neujahrsfeiertage den Boden für das Fundament der Teefabrik bereitete. Damals wuchs die japanische Nachfrage nach grünem Tee und Iwao Hayashi konnte nach und nach seinen Betrieb aufbauen.

Die zweite Generation: Kimihiko Hayashi

Kimihiko Hayashi mit seiner Familie, 2010

Kimihiko Hayashi ist im Betrieb aufgewachsen und hat die Teeproduktion direkt vom Vater erlernt. Nach der Schule arbeitete er einige Jahr lang für die landwirtschaftliche Genossenschaft vor Ort, bevor er Anfang der 2000er-Jahre in den elterlichen Betrieb zurückkehrte. Schon früh übernahm er eigenverantwortlich die Produktion in der Aracha-Fabrik. Mit seiner zurückhaltenden, konzentrierten Art führt er heute den Teegarten und den Bio-Gedanken seines Vaters weiter.

Kimihiko ist stolz darauf, Biotee anzubauen und den Teetrinkern sichere, biologisch erzeugte Produkte anbieten zu können. Genauso wie seinem Vater liegt auch ihm der wohltuende Aspekt von Bio-Grüntee sehr am Herzen.

Vom Aracha zum fertigen Fukamushi-Tee

Relativ früh haben Vater und Sohn Iwao und Kimihiko Hayashi sich entschieden, nicht mehr an Weiterverarbeiter oder Großhändler in Japan zu liefern. Sie hatten jahrelang den starken Preisdruck in diesem Markt beobachtet und erlebt, dass reihenweise Aracha-Betriebe, also solche, die nur vorverarbeiteten Tee produzieren, schließen mussten. Die Hayashis setzen stattdessen schon früh auf langfristige Partnerschaften im Ausland und Direktverkauf im Inland. Besonders stolz sind sie darauf, dass ihre Tees in den renommierten Geschäften beim nahegelegenen Ise-Jingu erhältlich sind: Der wichtigste Shinto-Schrein Japans lockt das ganze Jahr über zahlreiche Pilger und Besucher an.

2015 zog die Aracha-Verarbeitung in ein neues Gebäude um. Die alte Anlage lag am Hang und damit zum Großteil im ersten Stock, was mit den schweren Maschinen und bei Erdbeben nicht mehr sicher erschien. Die frühere Aracha-Fabrik wurde für die Endverarbeitung (Shiage) umgebaut. Seither führen die Hayashis dort, in unmittelbarer Nähe ihres Wohnhauses, die Sortierung und finale Erhitzung durch und verpacken die Tees.

Kimihiko Hayashi prüft die beschatteten Teeblätter (2023)

Kimihiko Hayashi produziert seine Tees grundsätzlich mit langer Dämpfung („fukamushi“). Geschmacklich sind die Tees dadurch frisch und weich, und dicht ohne herb zu werden. Der aufgegossene Tee ist intensiv grün und etwas trübe – ein Merkmal länger gedämpfter Tees, deren Inhaltsstoffe schon nach kurzer Ziehzeit ins Wasser übergehen.

Drei Generationen in einem Betrieb

Iwao Hayashi (links) und sein Enkel Shuhei, 2019

Für kurze Zeit arbeiteten sogar drei Generationen gleichzeitig im Familienbetrieb: Iwaos Enkel Shuhei ist 2015 im Alter von 21 Jahren in den Familienbetrieb eingestiegen. Shuhei ist mittlerweile Vater einer kleinen Tochter. Auch darüber freut sich der Urgroßvater Iwao Hayashi natürlich sehr. Er hat sich 2017, immerhin im stolzen Alter von 80 Jahren, schweren Herzens aus der Arbeit im Teegarten zurückgezogen und den Betrieb an seinen Sohn Kimihiko Hayashi übergeben.

Wege in die Zukunft

Kimihiko Hayashi bereitet es große Freude, zu hören, wie seine Tees von den Teeliebhabern aufgenommen werden. Manchmal erhält er sogar Briefe von begeisterten Teetrinkern aus Orten wie Kyoto und Hokkaido, was ihn besonders motiviert. Im Herbst 2023 hat er eigens ein Tee-Café in der Nähe seiner Felder eröffnet, um sich direkt mit den Teetrinkern austauschen zu können. Da es sich um eine ländliche Gegend mit wenig Infrastruktur handelt, war es ihm auch ein Bedürfnis, damit einen Ort der Begegnung für die lokale Bevölkerung zu schaffen.

In der Gegend gibt es viele ältere Teebauern, die wegen fehlender Nachfolge ihre Teefelder aufgeben müssen. 2022/23 übernahm Kimihiko Hayashi einige Gärten von älteren Nachbarn und stellt diese nun auf Bio-Anbau um. So kümmert er sich nicht nur sorgfältig und tüchtig um den Anbau und die Teeproduktion, sondern sorgt auch dafür, den biologischen Anbau in der Region weiter zu stärken.


Die Teesorten von Familie Hayashi

MIE TOKUJOU SENCHA (bio)

Aufgrund des kühlen Klimas in der Präfektur Mie, findet hier die erste Ernte Anfang Mai statt. Familie Hayashi erntet für ihren besten Sencha (tokujou) hauptsächlich die feinen Blätter der Strauchvarietäten Asatsuyu, Sayama Kaori und Yabukita. Im feuchten und kühlen Klima der Region entwickeln diese Varietäten eine unglaublich blumige Süße.

Dieser feine Tee wird von Familie Hayashi etwas länger als üblich gedämpft (chu-mushi). Die Blattstruktur ist sehr fein, das Blattgut dunkelgrün. Der Aufguss ist leuchtend neon-grün und durch die etwas längere Dämpfung leicht trüb. Mie Tokujou Sencha duftet zart blumig und schmeckt angenehm weich und frisch mit hervorragender Süße.

MARIMO SENCHA (bio)

Intensiv grüner chu-mushi Sencha von der späten ersten Ernte (Mitte bis Ende Mai). Bio-Pionier Iwao Hayashi entscheidet in jedem Jahr aufs Neue darüber welche Strauchsorten für seine zwei Qualitäten Tokujou und Marimo Sencha verwendet werden. In seinem etwa 8ha großen Teegarten baut er mit seinem Sohn Kimihiko unter anderem die Teestrauchvarietäten Yabukita, Sayama Kaori, Asatsuyu und Zairaishu an.

Für den Marimo Sencha verwendet er in der Regel einen großen Anteil Yabukita. Marimo Sencha schmeckt angenehm weich und mild.

MARIMO KARIGANE (bio)

Anfang Mai werden mit der ersten Ernte die frischen Triebe des Frühlings im Teegarten der Familie Hayashi in der Präfektur Mie geerntet. Nach der etwas länger als üblich dauernden Dämpfung (chu-mushi) und weiterer Verarbeitung, wird das Blattgut in die feinen Blätter (tokujou sencha) und die Blattstiele (karigane) aufgeteilt.

Durch die längere Dämpfung ist der Aufguss leicht trüb, dabei jedoch leuchtend neon-grün. Dieser Premium Karigane-Kukicha zeichnet sich durch seine milde Ausgewogenheit aus.

PREMIUM MIZUDASHI (bio)

Sehr erfrischender Mizudashi (mizu = kaltes Wasser, dashi = das Herauskommen), der mit kaltem Wasser mehrmals aufgegossen werden kann. Weich, süßlich, mit zart zitronigen Nuancen. Auch mit kaltem Wasser kann man den Premium Mizudashi bereits nach einer Ziehzeit von knapp einer Minuten genießen. In den kleinen Recyling-Tee-Beuteln befindet sich eine Mischung aus Blättern und feinem Grünteepulver, das die kurze Ziehzeit ermöglicht. Der Aufguss leuchtet frisch grün!

20 Beutel à ca. 4,1g Tee (Netto).

YAMANOKA KABUSECHA (bio)

Yamanoka Kabusecha ist ein außergewöhnlicher, tief gedämpfter Tee (Fukamushi). Kimihiko Hayashi (Mie) hat die Teesträucher für den Yamanoka für 14 Tage vor der Ernte beschattet. Das blumige, an Flieder erinnernde Aroma des Tees strömt einem beim Aufgießen aus der Kyusu entgegen. Der Aufguss ist tief dunkelgrün mit vielen Schwebeteilchen. Selbst der dritte und vierte Aufguss ist noch intensiv gefärbt und schmeckt herrlich frisch. Durch die alleinige Verwendung der Strauchsorte Sayama Kaori, die für ihren besonderen Duft bekannt ist, tendiert dieser Kabusecha weniger in Richtung Umami, als mehr in Richtung Milde und duftiger Frische. Durch die offene Blattstruktur eignet sich der Yamanoka auch besonders gut für Kaltaufgüsse.